Chronik

Die Einrichtung der Feuerwehr ist sicher viel älter, als es unser Jubiläum erahnen lässt. Wegen der immer wieder vorkommenden Brandkatastrophen, die manchmal ganze Dörfer in Schutt und Asche legten, wurden frühzeitig Anstrengungen unternommen, das Feuerlöschwesen zu organisieren. Berichte kennen wir schon von den alten Römern. Viele Unterlagen sind in Stadtschwarzach im Laufe der Jahre verloren gegangen. In Iphofen stammt die älteste erhaltene Feuer-Ordnung, die auch Angaben über die Einteilung der Löschmannschaften enthält, aus dem Jahr 1606. Der Landesherr regelte das Feuerlöschwesen durch Verordnungen. Im Fürstbistum Würzburg wurde von Johann Philipp Franz von Schönborn 1721 eine auch in Stadtschwarzach gültige Feuerlöschordnung erlassen. Auch der späteren königlich bayerischen Regierung war das Feuerwehrwesen ein Anliegen. Ihrem Wunsch entsprach es, dass sich zunächst in größeren Städten und später überall Freiwillige Feuerwehren auf der Basis von Vereinen bildeten, die das heutige System der Freiwilligen Feuerwehren begründeten.

Die Kreis-Feuerwehrzeitung Unterfranken nennt im Jahr 1890 die "offiziellen" Gründungsdaten unserer Feuerwehren: 15.5.1875 Gerlachshausen, 18.8.1875 Düllstadt, 10.2.1877 Stadtschwarzach, 1.3.1877 Schwarzenau, 27.2.1878 Hörblach und 17.10.1880 Münsterschwarzach.

Das tatsächliche Gründungsdatum unserer Wehr war nach der Überlieferung früher.
Wegen häufiger Brände, denen oftmals mehrere Anwesen zum Opfer fielen, entschloss sich im Jahre 1873 der ehemalige Feldwebel Franz Anton Ungemach, in Stadtschwarzach eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen.

Wir kennen die Namen der ersten Führer der Wehr. Franz Anton Ungemach führte "ein scharfes Kommando". Johann Blaß war sein Stellvertreter, Johann Braun Zugführer und Joseph Blaß Spritzenmeister und Vereinsdiener.

An Stelle der alten Ledereimer, die an der Decke des Zeughauses im Rathaus ein verstaubtes Dasein führten, wurde eine kleine vierrädrige Spritze beschafft, die beim 80jährigen Jubiläum 1955 noch vorhanden war. Der Verkauf und der Abbruch der Stadtmauer an die Anwohner und ein Zuschuss des Distrikts Dettelbach ermöglichte die Finanzierung. Ende der 90er Jahre wurde die Ausrüstung durch eine mechanische Drehleiter ergänzt.

Im Jahre 1900 feierte man das 25-jährige Gründungsfest unter großer Anteilnahme der Bevölkerung. Es folgten fünfundzwanzig ruhige Jahre, unterbrochen vom ersten Weltkrieg, aus dem mehrere Kameraden nicht  zurückkehrten.

Das 50jährige Jubiläum 1925 verlief unglücklich. Ein Wolkenbruch während des Festzugs überschwemmte alle Wirtschaften. Auch der Ball war kein Erfolg.

Das 3. Reich drückte auch der Feuerwehr seinen Stempel auf. Das Protokollbuch lässt den Widerstreit zwischen den katholisch-konservativen und den "fortschrittlich" - nationalsozialistischen Kameraden erahnen. Der von der Wehr als Kommandant ausgewählte Johann Schlenk durfte sein Amt 1939 wegen mangelnder politischer Zuverlässigkeit genauso wenig antreten, wie zuvor schon 1933 der gewählte zweite Bürgermeister Hans Dresch (I.)

Ein Nachfolger fand sich unter den Kameraden zunächst nicht. Die 1940 gewählten Kommandanten haben offenbar ihre Ämter nie angetreten.

Otto Falkenstein musste gegen Kriegsende weibliche Hilfskräfte in die Feuerwehr aufnehmen, um die Einsatzfähigkeit zu gewährleisten. Auch aus dem zweiten Weltkrieg kamen viele Kameraden nicht zurück.

In der Nachkriegszeit wurde eine Motorspritze beschafft und ein Schlauchtrockenturm am Rathaus, in dem sich noch immer das Zeughaus befand, angebaut. Mit Theateraufführungen trug die Feuerwehr wesentlich zum kulturellen Leben im Ort bei.

1955 wurde das 80jährige Gründungsjubiläum unter Vorstand Bürgermeister Michael Pauly und Kommandant Georg Döpfner mit großem Aufwand begangen. Höhepunkt war der Festkommers mit der Ehrung zahlreicher verdienter Kameraden. 32 Feuerwehren aus der Umgebung bereicherten den Festzug.

Der Anschluss an die Fernwasserleitung im selben Jahr und die dabei eingerichteten 15 Hydranten waren ein weiterer Fortschritt im abwehrenden Brandschutz der Gemeinde.
Kommandant Franz Schwab konnte 1966 von der Bereitschaftspolizei ein Fahrzeug erwerben, das von den Feuerwehrkameraden zu einem Tragkraftspritzenfahrzeug umgebaut wurde, das bis 1981 Dienst tat. Gleichzeitig mit der technischen Modernisierung begann die Wehr auch mit einer aktiven Jugendarbeit.

Der Zusammenschluss 1971 mit den Nachbargemeinden zum Markt Schwarzach am Main dokumentierte sich im gemeinsamen Feuerwehrfest zusammen mit Hörblach und Schwarzenau 1973 aus Anlass des 100jährigen Bestehens der Wehr. Dieses Fest war gleichzeitig das erste Kreisfeuerwehrfest des neuen Landkreises Kitzingen. Es war wohl das bedeutendste und größte Fest seit langer Zeit. 79 auswärtige Wehren und fünf örtliche Vereine beteiligten sich am Festzug. Das Wetter war günstig; 13.000 Liter Bier wurden ausgeschenkt.

Zum Fest überreichte Vorstand und Bürgermeister Hans Dresch der Wehr die Schlüssel zum neuen Feuerwehrhaus im ehemaligen Anwesen Lang, von dem die alte "Engelwirtschaft" heute den Sitzungssaal und das Archiv der Marktgemeinde beherbergt. 1978 wurde auf dem Dach eine Sirene mit Funkalarmierung installiert.

Die alte Holzleiter, die modernen Sicherheitsansprüchen nicht mehr genügte, wurde 1980 unter Kommandant Josef Falkenstein durch eine Anhängeleiter AL18 ersetzt, 1981 übergab ein stolzer Bürgermeister und Feuerwehrvorstand seiner Wehr ein neues Löschfahrzeug LF8, das erste genormte Fahrzeug mit Funk und Atemschutz in der Wehr. Die Ausbildung wurde intensiviert und den neuen Erfordernissen angepasst.

1982 fand in Stadtschwarzach das zehnte Kreisfeuerwehrfest, verbunden mit der Weihe unserer neuen Fahne statt. Im Katastrophenschutz übernahm die nun modern gerüstete Wehr ebenfalls eine Aufgabe: Sie wurde Teil des Löschzugs Retten und Löschen (LZR) Schwarzach am Main.

Am 24.10.1984 konnte die Wehr zusammen mit der Klosterwehr durch raschen und beherzten Zugriff bei einem Brand in der Schreinerei Pfriem größeren Schaden verhindern.
Wie der Name des Kommandanten Franz Schwab mit der Modernisierung der Ausbildung und der Jugendarbeit verbunden ist und der von Josef Falkenstein mit der Modernisierung der Ausrüstung, so ist der Name seines Stellvertreters und Nachfolgers Günther Link mit dem Bau des neuen Feuerwehrhauses verbunden.

Im Februar 1988 brachen unsere Feuerwehrleute das alte Gemäuer auf dem Bauplatz ab, am 10. Juni 1990 konnte Pfarrer P. Wolfram Fehn OSB das neue Feuerwehrhaus einweihen. In der Zeit dazwischen wurden weit mehr als 2000 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet, davon viele vom 1. Kommandanten persönlich, die - wie Bürgermeister Werner Grimm bei der Einweihung lobend erwähnte - neben dem staatlichen Zuschuss und dem des Landkreises die für die Gemeinde übriggebliebenen Kosten auf ein erträgliches Maß verringerte. Die ehrenamtlichen Arbeiten wurden von den Handwerksmeistern Willi Blaß (Zimmerer), Rudi Werner und Bernd Schmitt (Dachdecker) und Arthur Kieser (Elektroinstallation) sowie von den Kommandanten Günther Link und Richard Dülch geleitet.

Am 11. Juli 1993 wurde mit der Einweihung der Floriansstatue von Theo Steinbrenner der Schlusspunkt unter das Kapitel Feuerwehrhausneubau gesetzt. Alle Feuerwehren und Vereine des Marktes waren mit Abordnungen vertreten. Unser Kamerad Kreisrat Hans Dresch hielt die Festansprache. Er dankte den zahlreichen Spendern und dem Künstler, vor allem aber Herrn Bürgermeister Grimm und dem Marktgemeinderat für einen bedeutenden Zuschuss. Kaplan P. Bosco Emmerling nahm die Segnung vor. "Möge der Schutzpatron uns auf allen Einsätzen begleiten und seine schützende Hand über uns halten" war der abschließende Wunsch von Kommandant Link.

Seit 1994 hat die Wehr mit Hans Dresch erstmals einen Kreisbrandmeister in ihren Reihen, seit wenigen Wochen mit Kommandant Michael Krieger einen Zweiten. Zusammen mit der Werkfeuerwehr der Abtei Münsterschwarzach und der FFw Düllstadt bildet die Wehr den ersten Zug der Feuerwehr des Marktes Schwarzach am Main. Damit ist die Feuerwehr Stadtschwarzach Teil der Stützpunktfeuerwehr Schwarzach geworden, was sich in steigenden Einsatzzahlen, insbesondere auf der Bundesautobahn A3, ausdrückt. Die überörtliche Bedeutung der Wehr wird auch durch die Stationierung des Einsatzleitfahrzeuges der Unterstützungsgruppe örtliche Einsatzleitung UGÖEL in Stadtschwarzach unterstrichen. Die Wehr stellt auch die Mannschaften für diese Unterstützungsgruppe.

Die Anforderungen an die Feuerwehr haben sich ständig und mit steigender Geschwindigkeit verändert. Der Brandschutz ist noch immer eine Hauptaufgabe, aber die Einsätze zur technischen Hilfeleistung überwiegen zunehmend. Die moderne Technik, Transportunfälle und Zwischenfälle mit gefährlichen Gütern und Stoffen fordern unseren Einsatz. Die Freiwillige Feuerwehr Stadtschwarzach hat sich diesen geänderten Anforderungen angepasst, so dass die Schlussbemerkung der Chronik zum Feuerwehrfest 1982 noch immer zutrifft:

Die Freiwillige Feuerwehr Stadtschwarzach ist bestens gerüstet für die Aufgaben der Gegenwart und Zukunft zum Wohle der Gemeinde und jedes einzelnen Bürgers nach dem Wahlspruch:

"Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr"